Kommentar |
In der – im 17. Jahrhundert erschienenen (und Fragment gebliebenen) – Schrift Nova Atlantis des englischen Philosophen Francis Bacon sind die Zustände auf der fiktiven Insel Bensalem beschrieben. Bacons Text lässt sich eingliedern in eine Reihe anderer frühneuzeitlicher Staatsromane (beginnend knapp einhundert Jahre zuvor mit der Utopia seines Landsmanns Thomas Morus), wobei allerdings seine Beschreibungen einer Idealgesellschaft insofern hervorstechen, als ein spezifisches – neuzeitlich dominant werdendes – Verständnis von Wissenschaft sowie das Vertrauen auf avancierte Technik für Etablierung und Aufrechterhaltung jener Gesellschaft zentrale Rollen einnehmen. Es ist exakt dieses Moment eines Fokus auf Technik, das – ausgehend von Bacons Nova Atlantis – im Seminar entlang ausgewählter Beispiele durch die Geschichte des utopischen Denkens verfolgt werden soll. Wichtige Wegmarken dieses technokratischen Moments werden (u.a.) Gedanken des französischen Sozialtheoretikers Henri de Saint-Simon (19. Jahrhundert), des amerikanischen Industriemagnaten Henry Ford (20. Jahrhundert) sowie des Unternehmers und Investors Peter Thiel (21. Jahrhundert) sein. Das Seminar knüpft an eine Veranstaltung aus dem vergangenen Sommersemester an (Utopie(n) – Vom Staatsroman zum Seinsprinzip); diese belegt zu haben ist von Vorteil, jedoch ausdrücklich nicht Voraussetzung für die Teilnahme in diesem Semester. Es wird die Bereitschaft zur gründlichen Lektüre der Seminarliteratur erwartet. In den Seminarsitzungen werden Fragen zu Text- und Begriffsverständnis ausreichend Platz eingeräumt. Übergeordnetes Ziel des Seminars ist es, derzeit am Fachbereich stattfindende Arbeit zu den menschenrechtsbildenden Implikationen der digitalen Transformation der Gesellschaft in einen größeren theoretischen Horizont zu stellen. |