Kommentar |
Arthur Schopenhauer (1788-1860) publizierte 1851, im Alter von 63, Jahrzehnte nach Erscheinen seines Hauptwerkes Die Welt als Wille und Vorstellung (1819), die Textsammlung Parerga und Paralipomena (dt.: Nebenwerke und Nachträge). Schon direkt nach Erscheinen wurde sie als ein der Welt und dem Leser zugewandtes Buch in der Tradition der europäischen Essayistik stehend rezensiert. Mit der Resonanz auf die Parerga erfuhr Schopenhauer in seinem letzten Lebensjahrzehnt endlich die Aufmerksamkeit und Anerkennung als Philosoph, die im fast sein ganzes Leben lang insbesondere in der akademischen Philosophie versagt blieb. Mit der Schrift gelang ihm zudem die Rehabilitierung der Philosophie als Weltweisheit, durch die Verknüpfung von Alltagserfahrung mit philosophischer Reflexion in einer freien literarischen Form. In dem zweibändigen Werk mit 37 Abhandlungen sind die Texte nicht aufeinander aufgebaut sondern unabhängig voneinander kumulativ angeordnet und thematisch weit gespannt. Sie umfassen philosophische Abhandlungen zu metaphysischen und erkenntnistheoretischen Themen, wie sie auch in seinen Hauptwerken bearbeitet werden, beispielsweise die Willensmetaphysik des Leidens, ebenso wie allgemeine über Schriftstellerei und Stil, Lesen und Gelehrte, Ruhm, Selbstmord, Religion, Frauen oder Lärm. Die seitenstärkste Abhandlung sind die Aphorismen zur Lebensweisheit, die mitunter als das geheime Zentrum der Parerga gelten. Es handelt sich um einen klassischen Text philosophischer Lebenskunst, der entgegen früherer Einschätzungen als Hausbuch für das gebildete Bürgertum erst in jüngerer Zeit auch in der philosophischen Fachwelt als veritable Ergänzung der Schopenhauerschen Ethik und als ein stilistisch brillantes Meisterwerk philosophischen Denkens rezipiert wird. Es behandelt die Kunst der Lebensführung und des gelungenen Lebens unter der Voraussetzung der menschlichen Natur und der sozialen Welt.
Folgendes Buch bildet die Textgrundlage der Veranstaltung und ist nur in dieser Ausgabe zu Semesterbeginn zu beschaffen : Arthur Schopenhauer (1977): Parerga und Paralipomena I, Zweiter Teilband, Aphorismen zur Lebensweisheit, Zürcher Ausgabe, Band VIII, Zürich: Diogenes. Weitere Texte aus den Parerga werden bereitgestellt.
In OLAT ist ein Ordner "Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit" unter dem Namen der Dozentin Dr. Gabriele Neuhäuser angelegt, dessen Passwort die zugelassenen Teilnehmer zu Semesterbeginn erhalten. Er dient der Bereitstellung weiterer Texte aus und zu den Parerga und der Kommunikation über die Mitteilungsfunktion. |
Voraussetzungen |
Die Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft zum vorbereitenden und kontinuierlichen Textstudium voraus. Es wird erwartet, daß sich die Studierenden (ab zweites Studiensemester) vor Veranstaltungsbeginn Kenntnisse über den Referenztext aneignen und diesen für jede Sitzung, dem Semesterplan entsprechend, sorgfältig studieren.
Zum Studium der Philosophie gehört ebenso die Einübung in die Artikulation philosophischer Argumentationen in Wort und Schrift, die in den Seminaren praktiziert wird. Die Teilnahme an der ersten Sitzung des Seminars ist obligatorisch. |