Kommentar |
Essen ist aus kulturwissenschaftlicher Perspektive ein zentrales Phänomen, denn es verknüpft Natur und Kultur auf ausgezeichnete Weise: Essen ist ein notwendiger biologischer Prozess der Selbsterhaltung des Organismus. Gleichzeitig ist es kulturell aufgeladen: Häufig ist das (gemeinsame) Essen ein kulturell orchestrierter Prozess, der Wandlungen je nach Zeit, Ort und Zusammensetzung der speisenden sozialen Gruppe unterworfen ist. Essen ist in diesem Sinne ein ,soziales Totalphänomen‘, in dem alle Dimensionen des gesellschaftlich organisierten Lebens ihren Ausdruck finden. In diesem Rahmen mag sich Feuerbachs und Brillat-Savarins Bonmot, „Du bist, was Du isst“, verorten bzw. erklären lassen. Wir wollen der Vielzahl an soziokulturellen Dimensionen des Essens in unserem Seminar nachgehen: Wir betrachten zunächst die Erzählung von Essensprozessen in der Bibel, die in einem Kontext religiöser Hermeneutik steht, erörtern anschließend die soziologischen Dimensionen der Nahrungsaufnahme, widmen uns danach den moralischen Fragen, die von brennender Aktualität sind, um mit einem kultursemiotischen Blick auf den gedeckten Esstisch zu schließen. |