Kommentar |
Dr. Ariane Koller (Tübingen)
Ökonomisierung des Wissens. Joan Blaeus Brasilia qua parte paret Belgis von 1647
Als kulturelle Konstrukte aus Bild, Schrift und Zahl stellen kartografische Werke der Frühen Neuzeit komplexe Repräsentationen der Realität und Ausdrucksformen des abstrakten Denkens dar, die stets in ihrer Wirkungsmacht auf die grafische Wiedergabe angewiesen waren. Insbesondere die niederländischen Welt- und Landkarten des 16. und 17. Jahrhunderts zeichnen sich dabei durch ein signifikantes Ineinandergreifen von kartografischer Abstraktion und künstlerischer Figuration aus. Mit ihren häufig vielschichtigen ikonografischen Programmen transportierten sie nicht allein geografische Erkenntnisse, sondern fungierten, wie am Beispiel der 1647 publizierten Brasilienkarte Brasilia qua parte paret Belgis des Amsterdamer Kartografen und Verlegers Joan Blaeu gezeigt werden soll, als zeitgebundene Träger und Vermittler naturphilosophischer, religiöser, politisch-ökonomischer und nicht zuletzt ästhetischer Wissensdiskurse. |