Kommentar |
Max Stirner (1806-1856) gehört neben Philosophen wie Ludwig Feuerbach und Karl Marx zu den so genannten Junghegelianern, die in die Schule der Hegel’schen Philosophie gegangen sind, diese jedoch grundlegend kritisierten. Stirner war der radikalste, wie seine einzige umfangreichere Schrift, Der Einzige und sein Eigentum, bezeugt. Sie ist ein leidenschaftliches Plädoyer für ein befreites Ich, das sich von allen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Bindungen löst. Der Mensch habe sich mit vielen, verschiedenartigen ideologischen „Gespenstern“ umgeben, von denen er sich befreien müsse. Dazu zählen für ihn nicht nur das traditionelle Christentum, sondern auch humanistische Ideensysteme, wie der Liberalismus oder die von der Französischen Revolution inspirierten bürgerlichen Emanzipationsbewegungen. Diese machen nach Stirner die menschliche Gattung zu einer neuen Gottheit, die es zu verehren und der es sich zu unterwerfen gelte. Er hingegen richte seine Kritik gegen die Unterwerfung unter jedwede „Sache“. Der wirklich befreite Mensch, der „Eigner“, gelange zu seinem Eigentum, das heißt zur absoluten Verfügungsgewalt über sein Ich, nicht durch politische oder soziale Revolutionen, sondern durch die individuelle Weigerung, sich einem fremden Willen zu unterstellen. Folgerichtig lehnt Stirner jede feste politische Organisationsform ab und befürwortet eine freie Assoziation von Individuen, die durch gegenseitige Sympathie und Liebe zusammengehalten wird. Da diese Liebe dem Einzelnen ein befriedigendes Lebensgefühle verschafft, lässt es sich auch mit dem Egoismus vereinbaren.
Folgendes Buch bildet die Textgrundlage der Veranstaltung: Max Stirner (2020): Der Einzige und sein Eigentum, Göttingen: LIWI.
Weitere Literatur wird zu Veranstaltungsbeginn bekannt gegeben. In OLAT ist ein Ordner "Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum" unter dem Namen der Dozentin Dr. Gabriele Neuhäuser angelegt, dessen Passwort die zugelassenen Teilnehmer erhalten. Er dient der Materialbereitstellung und Kommunikation über die Mitteilungsfunktion. |
Voraussetzungen |
Die Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft zum vorbereitenden und kontinuierlichen Textstudium voraus. Es wird erwartet, daß sich die Studierenden (ab zweites Studiensemester) vor Veranstaltungsbeginn Kenntnisse über den Referenztext aneignen und diesen für jede Sitzung, dem Semesterplan entsprechend, sorgfältig studieren.
Zum Studium der Philosophie gehört ebenso die Einübung in die Artikulation philosophischer Argumentationen in Wort und Schrift, die in den Seminaren praktiziert wird. Die Teilnahme an der ersten Sitzung des Seminars ist obligatorisch. |